Hochwassertag- Gemeinsam Vorsorgen
Wie kann ich mich schützen, wenn das Wasser kommt?
Diese Frage stand am Samstag, den 25. Oktober 2025, im Mittelpunkt des Hochwassertags in der Ampertalhalle Allershausen. Unter dem Motto „Gemeinsam vorsorgen!“ lud die ILE im Kulturraum Ampertal e.V. zu einem Tag voller Fachwissen, praxisnaher Tipps und Begegnungen ein. Zahlreiche Fachleute, Behörden, Firmen und Hilfsorganisationen informierten Besucherinnen und Besucher rund um die Themen Hochwasser, Starkregen und Eigenvorsorge – ein Thema, das die Region seit den Ereignissen 2024 besonders bewegt.
Ein abwechslungsreiches Programm aus Fachvorträgen, praktischen Tipps und Ausstellern lud ein, mehr über Ursachen, Schutzmaßnahmen und Vorsorge zu erfahren.
Wissen, Austausch und neue Lösungen
Schon am Vormittag füllte sich die Halle, als Bürgermeister Martin Vaas, Bundestagsabgeordneter Christian Moser, Landrat Helmut Petz und ILE-Vorsitzender Uwe Gerlsbeck den Hochwassertag offiziell eröffneten. Die Resonanz war groß – das Interesse, sich besser zu schützen, spürbar.
„Ich bin überrascht, wie viele Leute gekommen sind“, freute sich Bürgermeister Martin Vaas. „Einen hundertprozentigen Hochwasserschutz wird es nie geben – aber jeder kann etwas tun, um sich selbst zu schützen. Genau dafür ist dieser Tag da.“
Von wissenschaftlichen Vorträgen über Landschaftsplanung bis hin zu technischen Schutzsystemen zeigte sich: Hochwasservorsorge ist eine Gemeinschaftsaufgabe – und sie beginnt bei jedem Einzelnen.
Ursachen- mehren sich wasserreiche Ereignisse?
Unter dem Motto "Acker, Asphalt, Atmosphäre– warum nehmen Hochwässer zu und was lässt sich tun?" vermittelte Prof. Dr. agr. habil. Karl Auerswald von der TU München Hintergrundwissen über Niederschläge, Wegeführungen und Versiegelung.
Auch Ewald Pieringer von der Landesvereinigung ökologischer Landbau spiegelt die aktuelle Situation aus der Sicht der Landwirtschaft und zeigt, was auch wir als Konsumente für die Resilienz unserer Kulturlandschaft tun können.
Klimawandelanpassungen an Gebäuden und Grundstück
Die Architektin Andrea Bitter und der Landschaftsarchitekt Andreas Rockinger der Bayerischen Architektenkammer, BEN Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erläuterten die Potenziale, mit nachhaltigen Maßnahmen auf dem eigenen Grundstück und Gebäude Klimaschutz, Anpassungen an den Klimawandel und Biodiversität zu fördern.
Dabei gingen sie sowohl auf Neubauten, als auch auf Maßnahmen bei Bestandsgebäuden ein.
Wenn das Wasser kommt – Einsatzkräfte im Gespräch
Wie bereitet man sich -nach den Erfahrungen 2024- richtig auf eine Hochwassersituation vor?
Wie verhalte ich mich im Ernstfall?
Die beiden Experten Markus Hermann, Kreisbrandmeister und Friedrich Moser, Feuerwehrkommandant bündeln ihr Wissen und stellen aus Feuerwehrsicht dar, was in einer Gefahrensituation zu tun ist und was man unbedingt vermeiden sollte.
Ein wichtiges Anliegen vieler Aussteller war der Appell an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.
Johannes Heithmeier von der Johanniter Unfallhilfe brachte es auf den Punkt: „Je besser man sich selbst vorbereitet, desto leichter haben es im Ernstfall die Einsatzkräfte. Wenn jeder nur auf Hilfe wartet, stoßen wir schnell an unsere Grenzen.“
Ähnlich äußerte sich Rudi Schindler, Kommandant der Feuerwehr Marzling: „Die Bevölkerung sollte sich frühzeitig Gedanken machen und informiert sein. Hochwasserschutz beginnt nicht erst, wenn das Wasser vor der Tür steht.“
Auch Michael Wüst vom THW Freising mahnte: „Nehmen Sie Warnungen ernst und befolgen Sie die Anweisungen der Einsatzkräfte. Kein Wertgegenstand im Keller ist es wert, wenn das Wasser steigt.“
Krisenmanagement- Vorbereitung
Wie werden Hochwasserkarten eigentlich erstellt, welche Berechnungen liegen zugrunde und wo kann ich diese einsehen?
Digitale Gefahrenkarten zeigen mittlerweile sehr genau, wo das Wasser sich ausbreitet, bei welchen Pegelständen es welche Punkte erreicht.
Die Firma Esri aus Kranzberg erstellt dieses GIS-basierte Kartenmaterial und kann somit sehr genau darstellen, wo bei der baulichen Planung bereits auf den Wasserschutz geachtet werden sollte.
Matthias Meiler bietet spannende Einblicke in die Möglichkeiten digitaler Karten.
Bild aus dem Umweltaltlas des Bayerischen Landesamt für Umwelt
Digitale Karten, Forschung und Förderwege
Auch Fachstellen und Forschungseinrichtungen waren stark vertreten.
WipflerPLAN erläuterte die kommunale Sturzflutrisikoplanung: „Wir modellieren, wo Wasser abfließt, und entwickeln zusammen mit Gemeinden und Behörden passende Maßnahmen“, erklärte Peter Kummer.
Prof. Christian Förster von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf präsentierte studentische Konzepte für dezentralen Hochwasserschutz: „Wir müssen wieder hin zu einer Landschaft, die Wasser speichern kann – nicht nur schnell ableitet.“
Das Amt für Ländliche Entwicklung zeigte, wie ländliche Förderprogramme Maßnahmen in die Fläche bringen können. „Gerade die Zusammenarbeit über die ILE ist für uns der Schlüssel, um Projekte überhaupt umsetzen zu können“, betonte Susanne Huber.
Vorsorge ist Gemeinschaftsaufgabe
Das Hochwasserkompetenz-Zentrum (HKC e.V.) aus Köln erinnerte daran, dass jede und jeder Verantwortung trägt: „Menschen in Hochwassergebieten müssen sich auch eigenständig schützen“, so eine Vertreterin. Besonders empfohlen wurde der Notfallkoffer, den das Bundesamt für Bevölkerungsschutz beschreibt – mit wichtigen Dingen wie Taschenlampe, Radio, Decke und Dokumenten. „Eine kleine Vorbereitung, die im Ernstfall Großes bewirken kann.“
Auch das Wasserwirtschaftsamt München unterstrich, dass Hochwasserschutz nur im Zusammenspiel von Bürgern, Gemeinden und Behörden gelingen kann. Abteilungsleiter Florian Hinz erklärte: „Prävention ist das A und O – Risiken vermeiden, wo möglich, und sich dort schützen, wo sie bestehen.“
Elementarer Versicherungsschutz
Wie kann ich mein Hab und Gut sinnvoll versichern?
Was ist eigentlich mit welcher Versicherung abgedeckt
- bei Eindringen des Wassers über die Lichtschächte?
- bei Ansteigen im Keller?
Martin Reiser, Versicherungsexperte der Freisinger Bank und der Bezirksdirektor der R&V Versicherungen Markus Hermann klärten über Unterschiede und Möglichkeiten in den verschiedenen Versicherungsarten und Varianten auf.
Von Sandsack bis Superabsorber – praktische Hilfe zum Anfassen
An den Ständen konnten Besucherinnen und Besucher die neuesten Lösungen direkt begutachten.
Leo Krieger von Blues Protec präsentierte mit dem Produkt FloodSax eine sandlose Alternative zum klassischen Sandsack: „Unsere Beutel sind leicht, kompakt und saugen sich bei Wasserkontakt mit bis zu 25 Litern voll. So kann jeder im Notfall schnell handeln – ohne Sandschleppen und ohne große Lagerflächen.“
Auch Robert Riegler von Trelixx GmbH zeigte, wie Kellerfenster einfach hochwasserfest werden können: „Unsere Acrylglas-Vorsatzscheiben werden passgenau angefertigt und auf das bestehende Fenster geklebt – keine Baustelle, kein Schmutz, aber wirksamer Schutz.“
Von der Firma Stirner kamen mobile Hochwasserschutzsysteme, die innerhalb einer Stunde aufgebaut sind, und bei den Hochwasserschutz-Profis erklärte Gründer David Patzke, warum Beratung so wichtig ist: „Wir schauen uns immer zuerst das Problem an – jedes Gebäude ist anders. Unser Ziel ist, dass Menschen verstehen, welche Lösung wirklich zu ihnen passt.“
Gemeinsam stark im Ampertal
Am Ende des Tages zeigte sich: Der Hochwassertag war weit mehr als eine Informationsveranstaltung – er war ein starkes Zeichen für Zusammenarbeit.
„Hochwasser macht nicht an Gemeindegrenzen Halt“, sagte Uwe Gerlsbeck, Bürgermeister von Kirchdorf und Vorsitzender der ILE Ampertal. „Nur gemeinsam können wir wirksame Lösungen finden. Dieser Tag hat gezeigt, wie wertvoll Vernetzung ist – zwischen Kommunen, Fachstellen und der Bevölkerung.“